Keynote Guido Mette

Wie Betriebsblindheit Ihr Unternehmen gefährdet und die Vogelperspektive das rettende Ufer sein kann

Was können Unternehmen aus Krisen lernen?

Die derzeitige Corona Pandemie dominiert die aktuelle Berichterstattung, sie zeigt uns überdeutlich, dass eine Gesellschaft nie auf alles vorbereitet sein kann. Natürlich haben sich viele Menschen schon seit Jahrzehnten Gedanken gemacht, was passieren könnte und welche Handlungsalternativen in einem solchen Fall angebracht wären, sollte sich ein Virus global verbreiten. Lange Zeit blieben es Planspiele, die von Verschwörungstheoretikern unlängst sogar als Beleg herangezogen wurden, dass sich dahinter eine Absicht verbergen müsse.

Mir geht es jetzt aber nicht um die Corona Pandemie, mir geht es vielmehr um die Zukunft von Unternehmen.

Seit Jahren habe ich bei meinen Einsätzen als Interim Manager gebetsmühlenartig darauf hingewiesen, wie wichtig es für ein Unternehmen ist, sich auf mögliche Krisen vorzubereiten, Notfallpläne zu erstellen. Die meisten Unternehmen erstellen jährliche Budgets, sie planen das kommende Jahr. Darüber hinaus aktualisieren sie diese Vorschau regelmäßig und investieren eine Menge Zeit und Energie, um dann zu analysieren und zu begründen, warum es anders gekommen ist. 

 

Planung ersetzt eben den Zufall durch den Irrtum!

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich persönlich erachte Planungsprozesse als äußerst wichtig für ein Unternehmen, vorausgesetzt, es werden die richtigen Daten für eine Prognose zugrunde gelegt.

In substanziellen Budgets werden Annahmen zugrunde gelegt, basierend auf der aktuellen Entwicklung der Branche, der allgemeinen Wirtschaftslage aber natürlich werden auch politische Einflüsse herangezogen, um eine möglichst genaue Vorhersage zu treffen.

In großen Unternehmen gibt es Planungsabteilungen, in denen auch verschiedene Szenarien durchgespielt werden. Üblicherweise bewegen sich diese Planspiele jedoch in einem Korridor um die eigene Komfortzone. Situationen, die sich niemand wünscht, deren Wahrscheinlichkeit nicht sehr hoch ist, deren Eintreffen allerdings die Existenz des Unternehmens gefährden könnten, diese bleiben i. d. R. außen vor. 

 

Risikomanagement

Vielen mittelständischen Unternehmen fehlt ein geeigneter Stab, der selbstverständlich auch einer qualifizierten Besetzung bedarf. Aber Ressourcen und Kompetenzen, die in einem Unternehmen nicht vorhanden sind, die lassen sich am Markt beschaffen.

Was können das für bedrohliche Szenarien ein? Nun, da es eine Vielzahl von Varianten gibt, möchte ich mich hier einmal auf drei Bereiche konzentrieren:

  • Marktveränderungen
  • Personalveränderungen 
  • Sicherheit

Im Bereich der Marktverschiebungen können dies u. a. sein:

  • Technologischer Fortschritt macht ihre Produkte oder Dienstleistungen überflüssig oder gar wertlos
  • Ein finanzstarker Wettbewerber drängt mit niedrigen Preisen andere Unternehmen vom Markt
  • Energiepreise steigen explosionsartig und machen die Produktion schlicht weg zu teuer

Im Personalbereich erlebe ich vor allem:

  • Führungskräfte oder Leistungsträger fallen durch kurzfristige Beendigung des Arbeitsverhältnisses oder auch durch Langzeiterkrankungen aus 

Als Sicherheitsthemen möchte ich stellvertretend diese Punkte anführen:

  • Ihre IT wird durch einen Cyberangriff lahmgelegt, evtl. werden auch sensible Daten entwendet
  • Mitarbeiter schädigen das Unternehmen durch Unterschlagung, Betrug oder Diebstahl

 

Natürlich ist diese Aufzählung nicht abschließend und nur beispielhaft, sie soll Ihnen aufzeigen, was für Möglichkeiten eine Rolle in der Zukunft für Ihr Unternehmen spielen könnten.

 

  • Sind Sie und Ihr Team auf solche Ereignisse vorbereitet?
  • Können Sie Ihr Unternehmen an eine neue Marktsituation anpassen? 
  • Haben Sie die dafür notwendigen, finanziellen Mittel?
  • Wer kann temporär eine ausgefallene Führungskraft ersetzen und wirkt sich ein solch plötzlich auftretendes Machtvakuum auf die Belegschaft aus?
  • Wie gut ist Ihre IT-Infrastruktur geschützt? 
  • Welche Art von Daten haben Sie in Ihrem Unternehmen und was würde es bedeuten, sollten diese in die falschen Hände geraten?

 

Weit hergeholt? Auf den ersten Blick vielleicht, auf den zweiten auch?

 

Hier nur ein paar Beispiele, aus den Nachrichten der letzten Jahre:

  • Die zunehmende Digitalisierung der Unternehmen als Schwachstelle

– Cyberangriff legt tschechisches Krankenhaus mit größtem Corona-Testlabor des Landes lahm – 19.03.2020

– Weltweite Cyber-Attacke blockiert Zehntausende Computer – 12.05.2017

– Mitte September 2013 wurde Adobe das Ziel von Hackern. Circa 38 Millionen Datensätze von Adobe-Kunden wurden im Zuge des Cyberangriffs gestohlen

  • Die zunehmende Einflussnahme ausländischer Unternehmen auf dem deutschen Markt:
  1. Daimler
  2. Deutsche Bank
  3. Kuka
  • Die Notwendigkeit, den CO2-Ausstoß drastisch zu verringern

– Investitionen in z. B. CO2-neutrale Technologie führen zu einer drastischen Verteuerung von Produkten, die dann auf den Weltmärkten keine Chance mehr haben könnten

  • In meinen letzten 5 Projekten ging es stets auch um Langzeitausfälle von Führungskräften:

– Kfm. Leitung

– Leitung Rechnungswesen

In den Unternehmen wird der übliche Tagesablauf noch immer als Normalzustand erlebt, es wird gern die Tatsache verdrängt, dass es nur weniger Ereignisse bedarf, dies dramatisch zu ändern.

 

Sollten Sie jetzt überlegen, sofort zu handeln, dann rate ich dazu, dies nicht spontan, sondern strategisch anzugehen.

  • Bilden Sie einen internen Sicherheitszirkel aus den eigenen Reihen, der sich zyklisch mit dem Thema Unternehmenssicherheit auseinandersetzt
  • Definieren Sie Risiko-Schwerpunkte aus Sicht dieser Arbeitsgruppe
  • Konstruieren Sie mögliche Szenarien für die einzelnen Risiken
  • Kalkulieren Sie das wirtschaftliche Risiko für die verschiedenen Optionen
  • Erarbeiten Sie Strategien und Handlungsleitfäden für die einzelnen Szenarien

 

Jetzt verrate ich Ihnen sicherlich kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, das Entscheidende ist eine umfassende Dokumentation, trotzdem finde ich in fast keinem Unternehmen eine solche Sammlung von Prozessbeschreibungen und Handlungsanweisungen vor.

Das ist keine Aufgabe, die zwischendurch oder bis zum nächsten Quartalsbericht erledigt werden kann, hier bedarf es einer fundierten Planung, vor allem aber der Unterstützung durch den Vorstand oder die Geschäftsführung. Letztlich erfüllt die „Nichtumsetzung“ den Tatbestand des Organisationsversagens.

 

Hier mein Rat, holen Sie sich externe Unterstützung für einen solchen Prozess. Ein externer Berater hat den entscheidenden Vorteil, er oder sie vertritt i. d. R. einen objektiven Standpunkt, denn diese Person ist nicht in die hierarchischen Strukturen Ihres Unternehmens eingebunden.

 

Externe Kräfte, Berater wie auch Interim Manager werden immer wieder gern auch in den Medien kritisch thematisiert, oft zu Unrecht. Wer, wie viele Führungskräfte, einen vollständig durchgetakteten Arbeitstag erlebt, ohne Zeit für strategische Überlegungen, wer in einem „Hamsterrad“ gefangen ist, läuft rasch Gefahr, den Blick über den Tellerrand hinaus zu verlieren. Hier ist eine externe Unterstützung beinahe unerlässlich, eine Person, die weder betriebsinternen Regeln folgen muss, die nicht den Ehrgeiz und die Energie aufbringen muss, eine Karriere in dem Unternehmen anzustrengen. Eine Person mit fachlicher Kompetenz, gepaart mit ausreichendem Maß an Lebenserfahrung und vor allem mit den notwendigen Soft Skills. Diese sind notwendig, um in kritischen Situationen Teams zu stabilisieren und ein Auseinanderbrechen derselben zu verhindern.

 

Trotz mehr als 20-jähriger Praxis würde ich mir als Interim Manager, insbesondere im Fall des Ausfalls von Führungskräften von meinen Mandanten Folgendes wünschen:

 

  • Eine aktuelle Aufgabenübersicht einer jeden Führungskraft
  • Eine Terminübersicht bzgl. aller wiederkehrenden Aufgaben und Berichte

 

Natürlich lässt sich vieles im laufenden Einsatz erarbeiten, dies belastet jedoch die übrigen Ressourcen unnötig, denn leider sind viele der benötigten Informationen oftmals ausschließlich im Kopf der jeweiligen Person zu finden und stehen dem Unternehmen nun plötzlich nicht mehr zur Verfügung.

Mit der richtigen Vorbereitung sind Unternehmen zwar nicht per se vor solchen Szenarien geschützt, aber die Auswirkungen fallen i. d. R. weniger dramatisch aus und die Krise ist üblicherweise auch schneller überwunden.

Nehmen Sie sich die Zeit, planen Sie auch das, was nicht geschehen soll. Beanspruchen Sie sich Hilfe von jemandem, der einen objektiven Standpunkt gepaart mit Kompetenz und Lebenserfahrung vertritt.

 

Eine Positionsbestimmung ist unerlässlich, möchten Sie an einer strategischen Entwicklung Ihres Unternehmens arbeiten wollen.

 

Auch der erfahrenste Kapitän nimmt in unsicheren Fahrwassern einen Lotsen an Bord.

 

Verlieren Sie keine Zeit, denn nur:

 

Wenn man weiß, wo man ist, dann kann man sein, wo man will!

 

Guido R. Mette